Jeder Fuhrpakverantwortliche, der sich etwas intensiver mit dem Kraftstoffverbrauch befasst, wird schnell feststellen, dass die Herstellerangaben kaum zu Kontrollzwecke taugen. Denn dieser ECE-Normverbrauch ist in der Realität kaum zu erreichen. Die Abweichungen können da auch mal im Extremfall über 50% sein, wie die Fachzeitschrift von Auto-Motor und Sport bei einem Test eines VW Polo GTI ermitteln konnte. Denn anstatt 5,9 Liter genehmigt sich der Polo dann in der Praxis 8,9 Liter.
Das Problem ist, dass der ECE-Verbrauch auf einem Rollenprüfstand ohne spritfressende Extras wie Klimaanlagen gemessen wird.
Hinzu kommt, dass die Höchstgeschwindigkeiten von 120 km/h nur sehr kurze Zeit gefahren werden. Höhere Geschwindigkeiten kommen bei der Messung gar nicht vor. Hersteller können mit legalen Tricks die Verbrauchsmessung possitiv beeinflussen. (vorheriges Aufwärmen, Verwendung spezieller Reifen, Anpassung der Motorelektronik auf den Zyklus…)
Nicht umsonst empfehlen Experten den “Prospektwert” mit dem Faktor 1,25 (25%) zu multiplizieren, um realistischere Werte zu erhalten. Doch des Weisheits letzter Schluss scheint das dann auch nicht zu sein.
Der geschönte Prospektwert hat aber auch einen großen Vorteil:
Da die neueren Fahrzeuge aufgrund des Normverbrauchs(CO2) besteuert werden, fällt die Steuerlast eigentlich geringer aus. Mal sehen, wie lange das noch so sein wird?
Wie macht man es als Fuhrparkleiter besser?
In der Theorie wäre es sinnvoll mehrere gleichartige Fahrzeuge mit gleichem Streckenprofil zu vergleichen und daraus dann einen Referenzwert zu ermitteln. Doch nicht immer ist das möglich, da man das Streckenprofil und den jeweiligen Beladungszustand der einzelnen Fahrzeuge nicht immer kennt.
In der Fuhrpark-Praxis ist es sinnvoll, wenn man die Verbräuche der einzelnen Fahrzeuge über einen längeren Zeitraum genau beobachtet. Bei auffälligen Verbräuchen kann man dann noch andere Daten, wie Reifen- und Bremsenverschleiß abfragen, um etwaige Ausreisser zu identifizieren. Um Fahrer für eine verbrauchsarme Fahrweise zu sensibilisieren sind Einzelgespräche sicher von Vorteil. Auch “Spritsparwettbewerbe” könnten Anreize schaffen, um Mitarbeiter zu motivieren.
Denn letztendlich zählt eh nicht was in den Prospekten steht, sondern was später tatsächlich bezahlt werden muss.